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AUFSCHREI | Die Geschichte eines Trennungskindes

autorin zela sol

ZUm buch ...

Patchwork-Familien sind hoch komplexe und äußerst herausfordernde Gemeinschaftssituationen, denen vor allem die Kinder oft nicht gewachsen sind. Ich erzähle von meinen eigenen verwirrenden und traumatisierenden Kindheitserfahrungen durch die Trennung meiner Eltern, dem großen Schmerz und der Machtlosigkeit in einem Konstrukt, dem ich ausgeliefert war.

Ein Buch über die Verantwortung für die eigenen Kindheitsverletzungen, aber auch über die Verantwortung gegenüber Deinen Kindern. Die wir Eltern wollten und die nach einer Trennung mit den Gegebenheiten klarkommen müssen. Die einfach nur Kind sein wollen und trotzdem auf einmal zwischen allen Stühlen sitzen. Die sich schuldig fühlen, die nicht wissen, wo sie hingehören, die allen gefallen wollen, die keine zusätzlichen Probleme verursachen wollen, aber dabei sich selbst vergessen ... und NOCH IM ERWACHSENENALTER GLAUBEN, NICHT GUT GENUG ZU SEIN.

Meines Erachtens eine Pflichtlektüre für alle Trennungserwachsenen, die in Ihrem Leben immer wieder mit Verlustängsten, Anpassungen und Abhängigkeiten zu kämpfen haben, die Ursache dafür suchen und darüber hinaus wachsen wollen und Eltern, die über eine Trennung nachdenken.

buch aufschrei

LESUNGEN ...

LESUNG SAALFELD: 15. März 2024 | 18 Uhr
Herztriade | Am Hügel 13 | 07318 Saalfeld | Eintritt frei | www.herztriade.de

LESUNG LEIPZIG: 22. März 2024 | 18 Uhr
PATA SOUL | Merseburger Str. 82 | 04177 Leipzig | Eintritt frei | PATA SOUL INSTAGRAM

LESUNG BAD BLANKENBURG: 09. April 2024 | 18 Uhr
YOGARAUM FREIRAUM | Markt 1 | 07422 Bad Blankenburg | Eintritt frei | www.yoga-freiraum-prana.de

buch aufschrei

ZUM MENSCH ...

Zela Sol, Jahrgang 78, kinderfrei und liebende Stiefmutter.
Als meine Kernfamilie zerbrach, begann für mich als siebenjähriges Mädchen ein Leidensweg: Trennungsschmerz, Verlustangst, Überforderung und Anpassung. Als Erwachsene scheiterte ich unvermeidbar in Beziehungen an meinen unverarbeiteten Gefühlen aus meiner traumatisierten Kindheit. Schreibend habe ich mich auf die Suche gemacht nach Heilung für meine verletzte Kinderseele.

In meinem Buch „Aufschrei“ reflektiere ich ungeschönt und ehrlich meinen herausfordernden Weg als Trennungskind und auch als Stiefmutter und meine Reise, mich von meiner Vergangenheit zu befreien. Schonungslos offen. Brutal ehrlich. Traurig. Hoffnungsvoll. Berührend. Erschütternd. Mutmachend... denn, DEINE VERGANGENHEIT IST NICHT DEINE ZUKUNFT.

Mit der Verarbeitung meiner Erlebnisse als Trennungskind habe ich zwei Geschenke entdeckt: das Schreiben und mich SELBST. Meine Seele als Federführer trifft gerne des „Pudels Kern“. Die kollektive Entwicklung aus einer traumatisierten Gesellschaft ist mein Antrieb. Ich erhebe meine Stimme mit der Absicht, die Trennungskind-Identität mit ihrem langen prägenden Rattenschwanz aus destruktiven Glaubenssätzen, Ängsten, Schuld und geschwächtem Selbstwert – bis ins hohe Erwachenenalter hinein – sichtbarer, greifbarer und fühlbarer zu machen. Das Kindeswohl gehört in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Unterdrückte Wut und verdrängte Verletzungen aus einer „Trennungsbedingt traumatisierten Kindheit“ müssen ins Bewusstsein der Öffentlichkeit.

! Um die Persönlichkeitsrechte aller Menschen in diesem Buch zu wahren, schreibe ich unter dem Pseudonym Zela Sol.

REZENSIONEN

Mit Herz - Schmerz und Emotionen geschrieben! Ein Buch das man nicht so schnell vergisst ! Man muss es Kapitel für Kapitel erst mal verdauen. Zela Sol nimmt den Leser auf eine emotionale Achterbahnfahrt mit. Lässt uns direkt in ihre Seele schauen ! Mich hat " Aufschrei " total um gehauen ! Liebe Zela freue mich schon auf Buch Nr. 2.
Die Stimme der nicht gehörten Trennungskinder. Ein Buch. Eine Geschichte. Ein Appell. Ein Plädoyer für Kinder. Eine Abrechnung. Ein Befreiungsschlag. Eine Möglichkeit, sich mitzuteilen. Eine Möglichkeit, wahrgenommen zu werden. Eine Möglichkeit, gehört zu werden. Ein siebenjähriges Mädchen, welches einfach nicht wichtig genug war, um wichtig zu sein, für die Entscheidungen der Erwachsenen. Welches aber jetzt wichtig genug ist, für die eigenen erwachsenen Entscheidungen. Schonungslos offen. Brutal ehrlich. Traurig. Hoffnungsvoll. Berührend. Erschütternd. Mutmachend. Meines Erachtens eine Pflichtlektüre für alle Eltern, die über eine Trennung nachdenken, insbesondere für die Eltern, die aufgrund 'egozentrischer Selbstverwirklichung' über eine Trennung nachdenken. Für solche, die davon ausgehen, dass die Kinder schon glücklich sein werden, wenn es die Eltern sind. Für solche, die zu feige sind, sich mit ihrer eigenen Vergangenheit auseinander zu setzen und statt dessen hoffen, ihr Glück in einer neuen Beziehung zu finden und dabei ihren Kindern eine fast nicht zu bewältigende Vergangenheit aufdrücken.
Patchwork aus Sicht des Kindes. Das Thema Trennungskind und Patchwork ist ja in der heutigen Zeit leider fast zur Normalität geworden. Es wird sich sehr schnell getrennt und die Kinder haben in den seltensten Fällen die Möglichkeit, etwas an dieser Situation zu ändern. Sie müssen da leider eben durch. Da ich selbst Mutter eines Trennungskindes bin und mir deshalb auch oft Gedanken gemacht habe, wie es meinem Kind dabei geht, wollte ich einmal wissen, wie das Thema Trennung aus der Sicht des Kindes gesehen wird und habe das Buch AUFSCHREI gelesen. Und wahrlich, es ist ein nicht enden wollender Schrei des kleinen Mädchens und der jungen Frau, die schließlich sogar selbst zur Stiefmutter wird, den man als Leser unaufhörlich zu hören und zu spüren scheint. Sehr fesselnd, berührend, aufrüttelnd, ungeschönt und trotzdem sehr unterhaltsam nimmt uns die Autorin mit auf die Reise in die Tiefen ihrer Gefühlswelt und berichtet mitreißend und grundehrlich über ihre unzähligen Versuche, die manchmal mehr oder weniger gut gelingen, sich irgendwie aus dieser dramatischen Lage zu befreien. Ich finde es toll, dass neben all den Romanen, in denen Trennungen nur ein Ding der Erwachsenen sind und den Ratgebern für Partnerschaften, auch einmal die Seite der Kinder beleuchtet wird und man zu dem Schluss kommt, daß Patchwork eben nicht normal bzw. sogar gut für die Kinder ist. Prädikat: Sehr lesenswert :).
Der Glaube an dich selbst! Und MUT. Dieses Buch hat mich auf eine vielseitige Reise mitgenommen. Einige Abschnitte und Beschreibungen haben mich an mich erinnert. Und ich bin kein Trennungskind. Dennoch habe ich mich abgeholt gefühlt. Zum Anderen haben mich die Blickwinkel aller im Familiensystem neugierig werden lassen. Ja, jeder hat seine Perspektive und diese zu hinterfragen und auch reinzufühlen ist schon ein Meisterstück. Ein Buch wo alle Gefühle einen Platz haben, ausgedrückt werden, nicht den Fokus auf Gleichklang liegt, sondern frei raus. Mutig, authentisch, kämpferisch, liebevoll, schmerzhaft, traurig, neugierig, lebendig sind Gefühle dieses Buches. Keine Schnörkel, kein Lametta. Eine wahre, lebendige Reise auf die uns die Schriftstellerin mitnimmt. Danke für den Mut, den Glauben und die Wellen des Lebens, die Sie als Aufschrei gebündelt haben, so das Jeder sich eingeladen fühlen darf.
Ein fesselndes, emotionales, ehrliches Buch. Von der ersten bis zur letzten Seite. Die Herausforderungen einer Patchwork Familie werden in allen Facetten schonungslos betrachtet. Die Autorin ist selbst Trennungskind und später Stiefmutter. Hat also den Blickwinkel von beiden Seiten und betrachtet diese auf ehrliche Weise. Eine Empfehlung an alle, die das System Patchwork nach außen in den Himmel loben und im Inneren nicht ehrlich zu sich selbst sind, wie herausfordernd die Realität doch ist.

BUCH-AUSZÜGE ...

In meinem privaten Austausch mit Trennungskindern mache ich oft die Erfahrung, dass ihre Geschichten und Erlebnisse in verblüffender Weise meinen eigenen Empfindungen von Schmerz und Getrenntsein ähneln. Nach dem ersten Widerstand, sich zu offenbaren, folgen oft traurige Enthüllungen. Ein Blick in die Augen. Dumpf, traurig und erschöpft. Man erkennt sich.
Eine empathische Tür zur Wahrheit öffnet sich. Zaghaft fallen die Masken und verdrängte Gefühle stürmen ins Bewusstsein. Trotz meiner Erfahrungen bin ich überrascht, wie groß die Verletzungen anderer Trennungskinder sind, jenseits meiner eigenen Geschichte. Die Resonanz ist umwerfend. Traurigkeit und Verzweiflung kommen zwar zum Ausdruck, aber die Körpersprache zeigt mir auch, dass die kommunizierten Inhalte immer noch beschönigt werden. Dieses Versteckspiel der Verletzlichkeit ist mir vertraut. Erst wenn dann auch die letzten Flunkereien ihre Berechtigung verlieren, entstehen intensive Momente des Vertrautseins, basierend auf einem gegenseitigen Verständnis. Tränenreich. Ohnmächtig. Gleichzeitig auch erfüllend, denn der mühsam versteckte Schmerz darf sich endlich doch zeigen und man ist mit seinen Empfindungen nicht mehr allein.
Ein Mordskerl. Ein Typ mit Charakter. Unwiderstehlich. Unbestreitbar die erste große Liebe meines Lebens. Wie meine Mama bin ich diesem Weiberhelden gnadenlos verfallen. Ich behaupte, alle Vaginas unserer Plattenbausiedlung waren scharf auf ihn. Papa, ein Womanizer. Ein Papagallo. Charmant und gewitzt. Dazu ein Freigeist und intellektueller Tausendsassa. Beeindruckend vielseitig. Liebling der Frauen. Mein Liebling. Aber er hatte noch mehr zu bieten: Herz und Seele. Eine tiefe Seele, auch verletzt. Optisch ein Kraftstrotz, aber im Innern sehr empfindsam. So lieben wir Frauen die Männer. So wollen Töchter ihre Väter. Das Idealbild. Bilderbuchpapa. In seinen starken Armen war die Welt total in Ordnung. Er war mein Zufluchtsort, mein sicheres Zuhause. Bombensicher – sieben Jahre wohlbehütet und geschützt. Sieben Jahre Glitzerwelt. Danke.
Egal, was in diesem Universum voneinander getrennt wird, es wächst nie wieder heil zusammen. Die Schweißnaht bleibt lebenslang sichtbar. Oder unsichtbar. Verborgen, nach innen gestülpt. Verwächst sich. In meinem siebenjährigen Susannebewusstsein gab es kein Häkchen für die Option „Trennung meiner Eltern“. Das stand schlicht nicht zur Wahl. Auch in meinem Freundeskreis gab es diese Erfahrung nicht. Da war alles tutti paletti. Es gab keinen Spielraum in meinem System für solch eine Eventualität. Meine Seele war an dieser Stelle nicht dehnbar. Mein Herz nicht flexibel. Es ist gebrochen. Glas.
Mein emotionaler Zugang zu dieser Lebensphase ist mir dank Amnesie versperrt. Ein psychischer Abwehrmechanismus, der das tatsächliche innere Erleben vom Bewusstsein abgespalten und rigoros weggepackt hat. Kluges Ding. Aber es nützt nichts. Im Gegenteil. Wenn ich es da heraushole, wird das erneute Empfinden meine Psyche definitiv überfluten und mein Hirn in der Luft zerreißen. Man erlebt es ja nicht einfach nur nach, sondern ganz real noch einmal. Dazu fehlt mir die Kraft. Ich bin ein Halbkind. Halbstark.
Meine Kraftreserven sind streng rationiert. Vor Situationen, die mir Kraft abverlangen, flüchte ich. Mit Recht. Wenn ich muss, tauche ich ultravorsichtig ein. Ich brauche die Sicherheit einer Notbremse. Rückzug. Langsam wieder vor. Schritt für Schritt, und viel Raum für alles, was dann herauskommt aus dem Keller. Was ich noch nicht kenne. Ich befürchte die Apokalypse. Hoffe auf die Offenbarung.
Als Ratgeber war er immer präsent für uns und unermüdlich. Hier konnten wir auf ihn zählen. Bei ihm war darauf Verlass, dass unsere Freiräume gewahrt blieben und wir uns ausprobieren durften. Junges Blut lässt sich nicht aufhalten. Das hat er auch nicht versucht. Was mich betrifft, so glaube ich, war er stolz auf mich und meine Entwicklung. Gesagt oder gezeigt hat er es nie. Aber ich bin mir ziemlich sicher. Wie schon angedeutet, ist es schwer, mich nicht zu mögen. Und wenn doch, dann nur für kurze Sequenzen. Dafür umso intensiver. Dieser Mann hat sich entschieden, die Verantwortung für uns Kinder mitzutragen. Mit aller Energie und Fürsorge. Als Dank bekam er von uns Kindern stets die Versicherung, nur die zweite Wahl zu sein und es immer zu bleiben. Der Mann, der viel Kraft auf unser Wohlergehen konzentriert hat, stand immer im Seelenschatten unseres illusionierten Vaters, der aber nie da war – eine Nebelfigur im Nebelfeld emotionalen Grauens. Eine Anderswelt. Blass. Blutleer.
Mama erlebte ich oft im Konflikt mit ihrer Vormachtstellung und ihrem eigenen Recht einerseits und Michaels Befindlichkeiten andererseits. Sie stand auf der Seite der Kinder, auf ihrer Seite. Oft so überdeutlich und vehement, dass für Michaels Gefühle kein Raum blieb. Verzwickte Geschichte auch für ihn, denn er wollte seiner Liebsten keine zusätzlichen Probleme bereiten. Wollte für sie da sein. Für uns. Unterstützend, nicht jammernd. Das tat er.
Wir lebten Sex, Drogen und Rock’n’Roll. Exzessiv. Keine Party ohne uns. Wie auch, sie fanden meistens in unserer Wohnung statt. Selbstbestimmt nutzten wir abwechslungsreiche Drogen, um uns das Hirn samt unguter Erinnerungen wegzublasen. Wir haben fast alles ausprobiert. Ein natürliches Halluzinogen aus Mexiko – Trichterwinde –, das unter anderem zurückliegende Traumata sichtbar macht, hat uns beiden einen Horrortrip beschert. Karolin musste sich stundenlang übergeben und ich schwankte zwischen großer Euphorie und tiefer Traurigkeit. Lachanfälle wechselten minütlich mit Heulattacken. Ein Abdruck meiner Vergangenheit. Die Geister, die ich rief – obwohl ich sie nie wiedersehen wollte. Ein böser Spuk, der nicht zu enden drohte. Das Verdrängte kam über unterschiedliche Wege nach oben. Spezialistinnen.
Wir waren getrieben von dem Bedürfnis, seelisch zu heilen, und Drogen ermöglichten uns ein tieferes Vordringen in unsere emotionalen Abgründe als theoretische Psychologie. Schritt für Schritt stillten wir unseren Wissensdurst und übten uns in Selbstreflexion. Sporadisch tauchten erste Züge einer Erwachsenenhaltung auf. Damals begann eine jahrelange Suche nach Selbstheilung. Wir waren bereit, mit allen Möglichkeiten zu experimentieren.
Partys. Herrenbekanntschaften. Letzteres wollte mir einfach nicht gelingen. Die Herren waren entweder zu leichtfüßig oder zu klammernd. Keine dauerhaft akzeptable Partie.
Nach Wochen der Dunkelheit und des Unwissens saß ich in einem Zustand der Hilflosigkeit und Ohnmacht wieder bei einer neuen Ärztin in der Praxis. Alle Kraft und Energie war aus meinem Körper gewichen. Schatten meiner selbst. Sogar zum Heulen war ich zu kraftlos. Ich saß einfach nur da und beantwortete drei Fragen. Frau Doktorin erkannte sofort, was mit mir los war. Die Frau war auf Zack und ließ keinen Zweifel an ihrer Diagnose. Endlich hatte das Kind einen legitimierten Namen: „Panikattacke“. Nie davon gehört. Bisher hatte ich meine schrecklichen Zustände nicht so bezeichnet, woher auch. Ich wusste es nicht. Ich kannte mich nicht aus. Jetzt bekam ich Beruhigungstabletten – und einen Termin beim Psychiater in drei Wochen.
Die nächsten Tage verbrachte ich am Ort der Finsternis. Sobald ich das Haus verließ, lauerte hinter jeder Ecke eine Lebensgefahr. Die Welt war schon lange kein sicherer Ort, jetzt war sie es noch weniger. Jetzt war sie mein Feind. Ich bestand zu fünfzig Prozent aus Angst und zu fünfzig Prozent aus purer Angst – Panik. Die „Angst vor der Angst“, wie sie heute genannt wird, beherrschte mit Krone und Zepter mein Gehirn. Ein Parasit, der sich zu einem Albtraum entwickelte. Ich war komplett lebensunfähig. Unvorstellbar für jeden, der diesen Horror nicht selbst erlebt hat.
Eine Zeit des Nichtanwesendseins, stets begleitet von der Befürchtung, dass dieser ichlose Zustand nie wieder aufhört. Keiner da, der mich verstand und mir die Hand reichte. Wieder allein. Ich existierte. Ich vegetierte. Ich traute dem Tag nicht und ich fürchtete die Nacht. Aus dem wilden Draufgängerkind war eine vorsichtige und zaghafte Frau geworden. Das war überhaupt das Schlimmste: meine Kraft, meine Stärke, mein strahlendes Sein … Alles pfutsch! W wie weg. Weil all das nie da gewesen war. Weil alles auf Sand stand. Treibsand.
Ich war immer noch das siebenjährige Mädchen, und die selbstbewusste Frau war eine Illusion. Es hat sie nie gegeben.
Die Wiederherstellung meiner seelischen Integrität auf Familienebene blieb noch lange aus. Mein funktioneller Restschaden blieb erhalten und trieb mich weiter zu neuen Ufern der Gesundwerdung. Meine Aufmerksamkeit richtete ich nun auf spirituelle Traditionen, Transzendenz und das göttliche Sein – die bewusste Hinwendung und aktive Praxis der Philosophie. Den religiösen Kontext klammerte ich aus. Ich war immer noch wütend auf Gott, der mich in dieses Schlamassel gebracht hatte. Ich ignorierte die Anwesenheit oder Abwesenheit dieses Schurken. Und außerdem: Welche Rolle spielt Gott noch, wenn ich mich selbst heilen kann? Ausgehend davon, dass er außerhalb von mir war. War er das? Ist Gott die nichtpersonale letzte Wahrheit? Bin ich die höchste Wirklichkeit? Was denn nun?
Ob du es mir glaubst oder nicht, ich erkenne jetzt erst ganz klar die Zusammenhänge. Erst jetzt. Warum? Weil ich bisher Heilung vermieden habe. Das ist krass. Auch für mich. Ich habe geglaubt, dass meine Selbstzerstörung lukrativer ist. Ja, lukrativ ist exakt zutreffend. Womöglich ist diese Erkenntnis die ehrlichste des ganzen Buches. Ich brauche Wein. Ja, ich brauche immer noch Wein. Und Zigaretten.
Halt doch davon, was du willst. So sehr interessiert es mich gar nicht mehr, was du denkst. Was du über mich denkst. Ist das schon Heilung?
Nach meiner gesättigten Suche im Außen – bei Therapeuten, Psychologen, Geistheilern, Philosophen, Heilpraktikern, Schamanen, Freunden, Partnern, Eltern und vielerlei Meinungen und Ansichten – nehme ich mich selbst an die Hand und führe mich in meiner eigenen Geschwindigkeit in meine wahre Selbstbestimmung und Eigenverantwortung. Zu mir SELBST.
In traue mich, in meine Innenwelt einzutauchen. Es ist und bleibt eine spannende Reise. Manchmal bleibe ich stehen, weil mir das nächste Hindernis zu groß erscheint. Habe ich eines geschafft, wartet das nächste auf mich, noch höher. Nun. Bin ich noch mutiger. Ich suche bewusst Zeiten der Stille, der wahren Stille. Wenn ich es schaffe, sie auszuhalten, werde ich mit einem Gefühl belohnt, dass sich wie Heimat anfühlt. Dann möchte ich ewig darin verweilen und nicht wieder auftauchen. Manchmal wird die Stille unterbrochen, weil der Kopf permanent dazwischenquasselt. Dann stoppe ich den Strom meiner Gedanken. Befreie meinen Geist. Das Gelingen ist tagesabhängig. Aber nichts Mystisches. Nichts Geheimnisvolles. Ich verweile im Augenblick. Der Schmerz ist noch da. Aber er hat nicht mehr diese omnipräsente Macht über mich. Er ist da. Ich bin auch da.
An manchen Tagen gelingt mir die passende Umsetzung dieser Erkenntnis. An anderen nicht. Und dann gibt es diese lichtvollen Tage, an denen ich in der Früh mit einem Hunger nach Leben erwache, einer Lust am Dasein und einem hoffnungsvollen Blick in die Zukunft. Ich sprühe und strahle wie ein Leuchtturm. Alles in mir ist lebendig und erfüllt von größtmöglicher Freude. Ein Strahlekind. Oft braucht es nur einen Satz, ein Wort, eine Geste oder einen Geruch, um an den Ohren in meine traumatisch bedingten Altgewohnheiten geschleift zu werden. Kann schon passieren. Nicht schlimm. Meine achtsame erwachsene Frau erkennt das Spiel und übernimmt die Verantwortung. Sie kämpft nicht dagegen an, sondern akzeptiert die Situation und entscheidet souverän: Herzlichen Dank für die Einladung zum Opfersein. Aber Nein. Dafür stehe ich nicht mehr zur Verfügung. Ich steige um und fahre einfach im Zug des Lebens weiter. Einfach so.
Zugegeben, ich – als Trennungskind – habe mich mit meinem Vorhaben, meinen Liebeshunger zu stillen, zu lange auf meinen Vater fokussiert und nicht erkannt, dass ich in einem Meer von Liebe bade, das beständig von anderen Menschen gefüllt wird. Die Suche nach meinem Vater, irgendwo da am Ufer, hat meine Empfänglichkeit blockiert für die Liebe, die bereits da war. Die ganze Zeit. Erst als ich meine Suche beendete und auf mich und das Meer blickte, war ich offen für all die Liebe, die es um mich herum schon längst gab. Aber dann habe ich ihr meine Tür geöffnet und sie hat mich regelrecht überschwemmt. Ich habe losgelassen und mich in sie eingehüllt. Während dieses herzöffnenden Prozesses hat sich meine Idee von Familie ausgedehnt, über ihre traditionelle Begrenzung hinaus. In dem Kreis meiner Familie habe ich neue leere Stühle platziert und alle Stiefs und Trenns und alle Freunde herzlich eingeladen, Platz zu nehmen und teilzuhaben. Schoßvergrößerung. Selbstgewählt. Wahlfamilie. Ursprungsfamilie trifft Seelenfamilie. Kein Entweder-oder mehr. Ein Und. Ein Wir. Verbunden, nicht getrennt. Kraftplatz. Befruchtend. Evolutionär. Die Zukunft?

PRESSE ...

Magazin "Wir Eltern" | Leben mit dem Bruch | Text Veronica Bonilla Gurzeler | PDF

OTZ "Lokal" | Trennungskinder ein Leben lang | Text: Dominique Lattich | PDF

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